Quo vadis, Nachhaltigkeitsberichterstattung?
Omnibusverfahren – Wo geht die Reise hin?
Omnibusverfahren – Wo geht die Reise hin?
EU und Bundesregierung kündigen massive Änderungen an – was bedeutet das für Kirche und Sozialwirtschaft und die Bank für Kirche und Diakonie?
Es ist eine Selbstverständlichkeit, die nicht eingetroffen ist: Bei der Einführung der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die Unternehmen in der Sozialwirtschaft und auch wir als Bank für Kirche und Diakonie davon ausgegangen, dass die EU-Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) rechtzeitig in deutsches Recht umgesetzt werden. Leider ist das in der Bundesrepublik bis zum Jahresende 2024 nicht erfolgt und wird voraussichtlich auch durch die neue Bundesregierung in der geplanten Form nicht erfolgen. Denn die EU-Kommission hat zwischenzeitlich einen weitreichenden Vorschlag für eine sogenannte „Omnibus-Verordnung“ vorgelegt, mit der wesentliche Bestandteile der geplanten – und auf EU-Ebene bereits verabschiedeten – Nachhaltigkeitsberichtspflichten vereinfacht und völlig neu justiert werden sollen.
Welche Änderungsvorschläge betreffen die Sozialwirtschaft und die KD-Bank direkt, und was bedeutet das konkret für die institutionellen Kunden der Bank?
Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die EU-Kommission möchte die Anwendungsschwellen deutlich anheben. Einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht nach der CSRD sollen künftig nur noch Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitenden (bisher 250 Mitarbeitende) und entweder mehr als 50 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 25 Millionen Euro Bilanzsumme abgeben müssen. Hierdurch würde der Kreis der verpflichteten Unternehmen um rund 80 % reduziert.
Auch der Umfang der CSRD-Berichtspflichten soll verringert und die Einführung für Unternehmen, die ab 2025 bzw. 2026 erstmals berichten sollten, um zwei Jahre verschoben werden. Unternehmen, die nicht berichterstattungspflichtig sind, sollen entlastet werden, indem ein freiwilliger Berichtsstandard für kleine und mittlere Unternehmen (englisch: Voluntary Reporting Standard for SMEs, kurz: VSME) geschaffen werden soll, der auf die wichtigsten Datenpunkte reduziert ist und die Basis für die Abfragen von Nachhaltigkeitsinformationen, die an diese Unternehmen gestellt werden, bilden soll.
EU-Lieferkettenrichtlinie soll deutlich abgeschwächt werden
Die europäische Lieferkettenrichtlinie (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, kurz: CSDDD) sieht vor, dass Unternehmen tatsächliche und potenzielle negative Auswirkungen in Bezug auf die gesamte Aktivitätenkette bewerten und ermitteln müssen. Dies umfasst aktuell ihre eigene Geschäftstätigkeit, die der Tochterunternehmen und der direkten sowie indirekten Lieferanten. Bei der geplanten Abschwächung geht es insbesondere um die indirekten Geschäftsbeziehungen, die zukünftig nur in bestimmten Konstellationen in die Betrachtung fallen werden, und die direkten Geschäftsbeziehungen zu KMU, die voraussichtlich zukünftig lediglich im Rahmen des VSME-Standards berichten müssen.
ESG-Daten weiter relevant – der Klimawandel wartet nicht
Im nächsten Schritt müssen das EU-Parlament und der Rat über den Vorschlag beraten. Es ist wahrscheinlich, dass die Omnibus-Verordnung dann noch weiter verändert wird. Grundsätzlich müssen wir aber davon ausgehen, dass die Berichterstattungspflichten deutlich reduziert werden, was gerade bei kleinen Unternehmen und auch bei der Sozialwirtschaft in Deutschland nachvollziehbar und verständlich ist. Andererseits ändern Vereinfachungen bei der Berichterstattung nichts an der Zielsetzung, dass Unternehmen ESG-Chancen und -Risiken haben und die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft aktiv gestaltet werden muss. Dabei ist eine gute Datengrundlage die Basis für gute und ökonomisch sinnvolle Entscheidungen. Lesen Sie hierzu auch den Bericht „Daten sind die Basis von allem„.

Was ist neu?
Das von der EU angekündigte Omnibus-Verfahren hätte weitreichende Auswirkungen, weil der größte Teil der Kunden der Bank und die KD-Bank selbst zur sogenannten zweiten und dritten Welle der CSRD-Umsetzung gehört hätten:
Institutionelle Kunden, die berichterstattungspflichtig sind oder werden, weil sie über 1 000 Mitarbeitende haben, können von einer Reduzierung des Berichtsumfangs und Erleichterungen bei der Prüfung ausgehen.
Nach den aktuellen Änderungsvorschlägen der EU-Kommission werden viele institutionelle Kunden und die KD-Bank wegen der Anhebung der Mitarbeitenden-Schwelle von 250 auf 1 000 Mitarbeitende zukünftig nicht unter die CSRD-Berichterstattungspflicht fallen.
Weil die CSRD-Berichterstattungspflicht nicht greift, würde auch die Pflicht zur Erhebung der Green Asset Ratio für die KD-Bank komplett wegfallen.
Was bleibt?
Wir werden weiter intensiv an der Umsetzung unserer ESG- und Klimastrategie arbeiten und freiwillig und umfassend über unsere Nachhaltigkeitsleistungen nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) berichten.
Wir werden unsere institutionellen Kunden weiterhin beim Aufbau von (freiwilligen) Nachhaltigkeitsberichterstattungsprozessen unterstützen, damit die vielfältigen Leistungen von Kirche und Diakonie sichtbar werden und die gesetzten Klimaziele erreicht werden.
Die Bank wird weiterhin verstärkt ESG-Risiken in den Blick nehmen, um die regulatorischen Anforderungen der deutschen Bankenaufsicht zu erfüllen, die im Februar 2025 ausdrücklich betont hat, dass eine angemessene Berücksichtigung von ESG-Risiken – dazu zählen insbesondere physische und transitorische Klimarisiken bei der Kreditvergabe – von allen Banken und Sparkassen erwartet wird. Für uns heißt das konkret, dass wir die in den vergangenen Jahren aufgebauten Prozesse, wie zum Beispiel den VR-ESG-RisikoScore, weiter einsetzen und optimieren müssen und dazu auch weiterhin valide Daten von Kunden benötigen.
Webinar:
Quo vadis, Nachhaltigkeitsberichterstattung?
18.9.2025 | 10–11.30 Uhr
Sie haben Interesse? Fordern Sie gerne weitere Informationen an und lassen Sie sich von unseren Ansprechpartner/-innen persönlich und individuell beraten. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!
Weitere Artikel
100 Jahre Investieren in gute Wege – unsere Jubiläumschronik
Anlässlich unseres 100-jährigen Bestehens präsentieren wir die Chronik „100 Jahre Investieren in gute Wege“. Sie nimmt Sie mit auf eine spannende Zeitreise durch die Geschichte der ältesten evangelischen Genossenschaftsbank und [...]
Die schönsten Kirchenfotos für Ihr Zuhause
Nehmen Sie an unserer Verlosung teil und holen Sie sich die schönsten Motive des Fotowettbewerbs „Kirche(n) ins rechte Licht setzen“ nach Hause. „Begeben Sie sich auf Fotojagd und halten Sie [...]
Nachhaltigkeit auf den Punkt gebracht
Außer auf eine hohe und verlässliche Qualität ihrer Finanzdienstleistungen legt die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) großen Wert auf Transparenz. Um ihrer Kundschaft Einblicke in ihre Prozesse und Angebote im Kontext von Nachhaltigkeit zu ermöglichen, hat sie 20 Kurzvideos erstellt.
Anderen helfen macht mir Freude
In früheren Ausgaben hat die Redaktion bereits verschiedene Abteilungen der Bank für Kirche und Diakonie vorgestellt. Diesmal steht eine Mitarbeiterin aus Syrien im Mittelpunkt. Eine Kollegin gab den Tipp, die außergewöhnliche Lebensgeschichte von Dalal Mesto vorzustellen.
Tickets gewinnen
Judith und das Wunder der Schöpfung„Judith und das Wunder der Schöpfung“ ist ein neues epochales Chorwerk, das die großen Fragen unserer Zeit mit den Mitteln des Musiktheaters aufgreift. Jetzt Tickets [...]
Jetzt bewerben!
Die KD-BANK-STIFTUNG fördert seit über 30 Jahren kirchliche und gemeinnützige Zwecke durch die Auszahlung von Spenden an Institutionen und Einrichtungen von Kirche und Diakonie. Wir sind stolz darauf, dass die Stiftung inzwischen über ein Stiftungsvermögen von mehr als 10 Millionen Euro verfügt. Bis zum 15. Dezember 2025 können sich gemeinnützige Institutionen aus Kirche und Diakonie online mit innovativen Projekten, die den nachstehenden Zwecken entsprechen, um eine Förderung aus der KD-BANK-STIFTUNG bewerben.
Weitere Veranstaltungen 2026
AnlageForum Auch in diesem Jahr möchten wir gemeinsam mit Ihnen Lösungsansätze für eine nachhaltige, verantwortungsbewusste Anlagestrategie erarbeiten. Was erwartet Sie 2026 bei unserem jährlichen AnlageForum? Analyse der volkswirtschaftlichen und politischen [...]
Rüstung ist nicht ethisch-nachhaltig
Zum inzwischen 15. Mal lud die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) ihre institutionellen Kunden zu einem EngagementForum ein. Diesmal beleuchtete es die Investierbarkeit in Rüstungs- und Waffenhersteller – auch vor dem Hintergrund der neuen Friedens-Denkschrift der EKD. Außerdem ging es um Transformationsfortschritte und To-dos in der Automobilbranche im Kontext der Elektromobilität.
Strategietagung Nachhaltigkeit
Jetzt anmeldenWie gelingt der Umstieg in eine nachhaltige und klimaschonende Sozialwirtschaft? Darüber diskutieren Vertretende aus Unternehmen, Wissenschaft und Politik bei unserer jährlichen Strategietagung Nachhaltigkeit in Berlin. Im Fokus stehen wissenschaftliche [...]
Rückblick: AKI-Tagung
Der Arbeitskreis kirchlicher Investoren (AKI) setzt sich dafür ein, dass sich kirchliches und diakonisches Handeln in Bezug auf Geldanlagen nicht im Widerspruch, sondern im Einklang mit Gottes Geboten und dem jeweiligen Auftrag befindet. Das bedeutet, dass mit Geldanlagen neben den ökonomischen auch ethisch-nachhaltige Ziele verfolgt werden. Geld soll unter Berücksichtigung christlicher Werte sicher und rentabel, aber auch sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht angelegt werden.
