Seit Langem hat Vorstand Jörg Moltrecht vor, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Zum 31. Dezember setzt er diesen Bestandteil seiner Lebensplanung um. Die Redaktion von Perspektiven sprach mit ihm über das, was ihm in 16 Jahren bei der KD-Bank wichtig war und was er vorhat.
Mit Leidenschaft ein „Kundenmensch“
Jörg Moltrecht geht Ende 2025 in den Ruhestand; 16 Jahre war er Vorstandsmitglied der Bank für Kirche und Diakonie.
Foto: Nadine Malzkorn Mit Leidenschaft ein „Kundenmensch“
Im Jahr 2009 sind Sie vom Vorstand der Sparkasse Rhein Neckar Nord in Mannheim in den Vorstand der KD-Bank gewechselt. Dort übernahmen Sie unter anderem die Verantwortung für das Geschäft mit den Kunden aus Diakonie und Sozialwirtschaft. Was wollten Sie bewirken?
Jörg Moltrecht: Die KD-Bank ist eine Bank, die von und für die Kunden aus Kirche und Diakonie gegründet wurde und nach wie vor für diese Kundschaft da ist. Dieser Anspruch war für mich ein maßgeblicher Grund für den damaligen Wechsel nach Dortmund. Entsprechend wollte ich gemeinsam mit meinem Team die Bank als Kundenbank weiterentwickeln.
Gemeinsam mit Ihrem Team: Warum betonen Sie das?
Als Führungskraft kann ich Ideen einbringen und geeignete Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden schaffen – ihnen beispielsweise das individuell richtige Maß an Freiheit und Verantwortlichkeit einräumen. Entscheidend ist aber, dass die Mannschaft die Ideen mitträgt, mitgestaltet und letztlich umsetzt. Ich selbst bin nur der Dirigent.
Und was kam mit dieser Grundeinstellung zum Miteinander im Sinne einer weiteren Profilierung als Kundenbank heraus?
Gemeinsam haben wir beispielsweise im Jahr 2010 den KD-BankDialog für Kunden aus Kirche und Diakonie gestartet. Er ist keine Checkliste, die das Team bei einer Kundenberatung einfach abarbeitet, sondern eine Gesprächshaltung, um mit unseren Kunden kontinuierlich im Gespräch zu bleiben. Das Ziel ist: eine verbindliche Verabredung der nächsten Schritte unserer Kundenbegleitung.
Wie läuft das konkret ab?
Die Beratenden sprechen beim KD-BankDialog mit den Kunden alle Finanzbedarfe an – vom Zahlungsverkehr über Investitionsvorhaben und Finanzierungen bis hin zu Vermögensanlagen und Risikoabsicherung. Ich nenne das gerne einen gedanklichen Spaziergang durch alle finanzrelevanten Themen. Anschließend halten wir verbindlich fest, welche nächsten Schritte von der Bank und vom Kunden zu gehen sind.
Hat sich der KD-BankDialog bewährt?
Positive Rückmeldungen bei Befragungen der Kunden zeigen, wie zufrieden diese mit unserer Betreuung sind. Der KD-BankDialog ist zu einem Markenzeichen von uns geworden. Seine Weiterentwicklung erfolgt unter Mitwirkung interessierter Kunden. Darüber hinaus schätzen ihn neue Mitarbeitende, um sich schnell in eine strukturierte und am Kundenbedarf ausgerichtete Beratung im Stil der KD-Bank einzufinden.

In den 16 Jahren, in denen Sie bei der KD-Bank waren, hat sich das Kreditvolumen nahezu verdreifacht. Was bedeutet das für Sie?
Noch mal: Es ist die Leistung des gesamten KD-Bank-Teams! Was mich an diesen Zahlen besonders beeindruckt: Wir haben mit dem Geld sinn- und wertstiftende Investitionen unserer Kunden finanziert. Neue Kitas, Schulen, Pflegeheime und Krankenhäuser wurden damit gebaut, bezahlbarer Wohnraum geschaffen und das Leistungsspektrum von Kirche und Diakonie ausgebaut. Dies und noch viel mehr konnte erreicht werden, weil wir mit unseren Kunden das gleiche Werteverständnis teilen. Die KD-Bank folgt ganz klar einem christlichen Wertekompass – ihre Kunden auch. Das ist eine gute Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Werte zu vertreten, insbesondere christliche, ist immer weniger populär. Bröckelt es hier auch bei der KD-Bank?
Unser Werteverständnis weicht nicht auf, es gerät zurzeit aber etwas unter Druck – zum Beispiel durch den Krieg in Europa oder durch politische Entwicklungen. Die Diskussion über die Finanzierung von Rüstung und Waffen betrifft beispielsweise unser Verständnis von Nachhaltigkeit, das wir aus dem konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ableiten und das in unserem KD-Nachhaltigkeitsfilter für unsere Geldanlagen fest verankert ist. Investitionen in Rüstung haben hier keinen Platz. Wir vertreten die gleiche Position wie vor dem Krieg in der Ukraine: Rüstung ist möglicherweise notwendig, aber nicht nachhaltig. Dafür engagieren wir uns über das Tagesgeschäft hinaus.
Wie denn?
Gemeinsam mit weiteren kirchlichen und Sozialbanken haben wir beispielsweise das Positionspapier „Rüstung ist nicht nachhaltig!“ unterschrieben. Außerdem gehen wir mit Gleichgesinnten, aber auch mit Andersdenkenden in den Dialog. So diskutierten wir bei unserem EngagementForum Ende November mit Vertreterinnen und Vertretern des Arbeitskreises Kirchlicher Investoren, und des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Wir stellen uns mit unseren Werten und bleiben ihnen treu. Eine weitere Herausforderung unserer Werteorientierung sehe ich, wie schon angedeutet, im zunehmenden Extremismus.
Inwieweit vertritt die KD-Bank denn hier ihre Werte?
Wir positionieren uns klar gegen Extremismus, weil er nicht zu Demokratie passt, zu der wir uns seit Langem ausdrücklich bekennen. Das führt dazu, dass wir Mandatsträger der AFD nicht in unserer Kundschaft tolerieren, gegebenenfalls sogar deren Konten kündigen.
Gab es für Sie etwas, das für Ihre gesamten Berufsjahre galt?
Ja. Wirtschaften ist für mich die Kunst, knappe Ressourcen gut zu verteilen. Wir nutzen bei der KD-Bank die auf diesem Verständnis fußenden wirtschaftlichen Prozesse, um die Ziele der Kunden in Kirche und Diakonie optimal zu erreichen.
Zu Ihrem Verantwortungsbereich zählt auch das Vertriebs- und Produktmanagement. Wo steht es kurz vor Übergabe an Ihren Nachfolger Andreas Ermisch?
Das Vertriebs- und Produktmanagement gibt es seit einigen Jahren bei der KD-Bank. Es stellt eine wichtige Schnittstelle zwischen unseren Marktbereichen – den institutionellen Kunden aus Kirche, Diakonie und Sozialwirtschaft sowie den Privatkundinnen und -kunden – und unseren Steuerungsbereichen, wie Controlling, Treasury usw. dar. Es bündelt die Fragestellungen, die sonst jeder Marktbereich selbst lösen müsste, und findet Antworten für die gesamte Bank. Auch der KD-BankDialog wird vom Vertriebs- und Produktmanagement weiterentwickelt.
Unterm Strich: Was hat Ihnen in 16 Jahren bei der KD-Bank am meisten Freude bereitet?
Ganz klar: die Nähe zu den Mitarbeitenden und das Kundengeschäft. Ich bin immer noch mit Leidenschaft ein Kundenmensch.
Gibt es etwas, das Ihnen missfallen hat und über das wir schreiben dürfen?
Ja: die ausufernde Regulatorik! Der Anforderungskatalog der deutschen und europäischen Bankenaufsicht setzt uns Banken immer stärker unter Druck. Inzwischen denke ich manchmal, wir sind eher eine Meldebank als eine Kundenbank. Externe Prüfungen, Sitzungen von Gremien und viele Vorgaben im Geschäftsalltag nehmen überhand. Bis wir eine Wertpapierberatung machen dürfen, sind unzählige formale Vorschriften auszufüllen. Das empfinde ich für uns und unsere Kunden als Zumutung. Ich bezweifle, dass immer neue Einfälle der Regulierungsbehörden den Verbraucherschutz erhöhen oder die Banken sicherer machen. Außerdem sollte man uns stärker zutrauen, mit der Verantwortung als Bank richtig umzugehen. Auf die überbordende Regulatorik kann ich ab 2026 gut verzichten.
Und was ist ab dem Jahreswechsel bei Ihnen angesagt?
Ich freue mich sehr, dass sich mein Plan, mit 63 Jahren in Rente zu gehen, erfüllen lässt. Das verdanke ich unter anderem dem guten Miteinander in Kollegenkreis und Aufsichtsrat und dem rechtzeitigen Eintritt eines Nachfolgers. Während meiner Vorstandstätigkeit habe ich vieles meinem Beruf untergeordnet. Das wird künftig anders. Die wiedergewonnene Hoheit über meinen Terminkalender werde ich weiterhin für ausgesuchte Aufsichtsratstätigkeiten in Kirche und Diakonie nutzen. Und weil man Ziele braucht: Wenn es mir gelingt, ein Fünf-Gänge-Menü auf den Tisch zu bringen, bei dem meine Gäste „Wow“ sagen, ist ein weiteres Ziel meiner Lebensplanung erreicht.
Alles Gute für Sie und vielen Dank für das Gespräch, lieber Herr Moltrecht.
Sie haben Interesse? Fordern Sie gerne weitere Informationen an und lassen Sie sich von unseren Ansprechpartner/-innen persönlich und individuell beraten. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!
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